Rede von Petra Beyer im Beisein der ehemaligen Landräte und des amtierenden Landrats

30 Jahre Selbsthilfekontaktstelle gemeinsam gewürdigt


Dank von Landrat Robert Sesselmann an Petra Beyer und Hannelore Greußel
Dank von Landrat Robert Sesselmann an Petra Beyer und Hannelore Greußel

Im Beisein zahlreicher Vertreter und Unterstützer der 40 örtlichen Selbsthilfegruppen wurde kürzlich das 30-jährige Bestehen der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen des Landkreises Sonneberg begangen. Seit 1994 ist diese im Gesundheitsamt der Kreisverwaltung angesiedelte Institution für unsere Selbsthilfegruppen und die Allgemeinheit da. Die Kontaktstelle begleitet die örtlichen Gruppen in der Gründungsphase und bei Bedarf, bietet Beratung zu allen Fragen rund um das Thema Selbsthilfe und fördert die Anerkennung und Bereitschaft zur Selbsthilfeunterstützung. Kurzum: Sie hilft seit drei Jahrzehnten in vielfältiger Weise mit, das starke Selbsthilfewesen in unserem Heimatlandkreis tatkräftig zu fördern.

Dank von Amtsleiter Mathias Nüchterlein an Petra Beyer
Dank von Amtsleiter Mathias Nüchterlein an Petra Beyer
Dank der Landtagsabgeordneten Beate Meißner an Petra Beyer
Dank der Landtagsabgeordneten Beate Meißner an Petra Beyer

Von der Gründung bis ins Jahr 2008 stand der Selbsthilfekontaktstelle Hannelore Greußel vor und seitdem wird sie von Petra Beyer mit ebenfalls großem persönlichem Engagement ausgefüllt. Beiden Mitarbeiterinnen des Landratsamtes galt rückblickend ein herzlicher Dank für die von ihnen mit viel Herzblut geleistete Arbeit an der Schnittstelle zwischen den Selbsthilfegruppen, der Öffentlichkeit sowie den Förderern. Aufrichtige Wort der Anerkennung für Hannelore Greußel und Petra Beyer fanden nicht nur die anwesenden Vertreter der Selbsthilfegruppen, sondern auch die ehemaligen Landräte Reiner Sesselmann, Christine Zitzmann und Hans-Peter Schmitz, der stellvertretende Bürgermeister der Stadt, Christian Dressel, die Landtagsabgeordnete Beate Meißner, der kommissarische Leiter des Gesundheitsamtes, Mathias Nüchterlein und der amtierende Landrat Robert Sesselmann.

In ihrem Redebeitrag gab Petra Beyer wiederum den Dank zurück – vor allem an die rührigen Mitglieder aller ehrenamtlichen Selbsthilfegruppen, die in Vergangenheit und Gegenwart im Kreis aktiv waren bzw. bis heute tätig sind: „Die Selbsthilfe hat heute in unserem Landkreis einen festen Platz im täglichen Leben von sehr vielen Menschen eingenommen. Sie hilft sehr, mit Erkrankungen besser umzugehen und Probleme leichter zusammen zu lösen. Die Arbeit in der Kontaktstelle und mit den Gruppen sehe ich als Bindeglied zwischen allen an, die in und mit in der Selbsthilfebewegung arbeiten. Wir bieten Hilfe und Unterstützung an, sind aber zugleich auf die Mitwirkung durch unsere Selbsthilfegruppen angewiesen. Deshalb danke ich vor allem allen Mitgliedern unserer Selbsthilfegruppen, die sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagieren und auch bei allen Vorhaben der Kontaktstelle stets zur Seite stehen“, betonte Petra Beyer.

Im Landratsamt ist derzeit eine Fotoausstellung zu den Aktivitäten unserer Selbsthilfegruppen zu sehen.
Im Landratsamt ist derzeit eine Fotoausstellung zu den Aktivitäten unserer Selbsthilfegruppen zu sehen.

Die Selbsthilfe hat sich in den letzten Jahren bundesweit zu einer bedeutenden Säule des deutschen Gesundheitssystems entwickelt. Die Finanzierung der Gruppen und der Kontaktstellen durch die Gemeinschaftsförderung der Krankenkassen hat eine qualitative und quantitative Verbesserung der gemeinsamen Basisarbeit ermöglicht, die sehr vielen Menschen zu Gute kommt. Insofern galt zum Jubiläum auch den Krankenkassen sowie der Thüringer Ehrenamtsstiftung als wichtige Förderer des Selbsthilfewesens ein herzlicher Dank. Ebenfalls dankte Petra Beyer allen amtierenden Landräten der vergangenen 30 Jahre, der Stadt Sonneberg und den beiden Ärzten Dr. Jens Reimann und Dr. Heinz Büchner für ihre stete Unterstützung.

Aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums der Selbsthilfekontaktstelle des Landkreises Sonneberg wurde im Landratsamt eine Spendenaktion zu Gunsten des Kinderhospiz Mitteldeutschlands durchgeführt. Zudem ist im vierten Obergeschoss der Kreisverwaltung für alle Interessierten während der behördlichen Öffnungszeiten eine Fotoausstellung zu den Aktivitäten der Selbsthilfegruppen im Landkreis Sonneberg zu sehen. Nicht zuletzt wurde eine neue Selbsthilfebroschüre herausgegeben, die im Landratsamt kostenfrei ausliegt.

Ehrung von verdienten Akteuren der Selbsthilfegruppen

Im Rahmen der Festveranstaltung wurden folgende langjährige Macher und Kümmerer aus Selbsthilfegruppen des Landkreises Sonneberg geehrt und für ihr ehrenamtliches Engagement mit einem Präsent bedacht:

Erika Döbrich (Herzgruppe Sonneberg) ist seit 16 Jahren Mitglied der SHG und als Stellvertreterin des Ansprechpartners die gute Seele, die sich sehr um das Gruppenleben und um hilfsbedürftige Gruppenmitglieder kümmert.

Marika Engel (Erkrankungen des Skeletts und Trauergruppe Sonneberg) leitet die SHG seit 2016 und seit einigen Jahren auch die Trauergruppe mit sehr viel Engagement und Herz.

Gertraude Grünbeck (Sucht) Frau Grünbeck leitet die SHG Sucht seit 2004 und unterstützt auch die Kontaktstelle seit Jahren aktiv bei allen Veranstaltungen. Zudem besucht sie Fortbildungsveranstaltungen und arbeitet seit vielen Jahren als Suchtlotse und betrieblicher Suchtkrankenhelfer.

Karin Held (Beckenboden) verwaltet seit zehn Jahren die Kasse der Gruppe und führt nunmehr bereits das vierte Gruppenbuch.

Ingrid Luthardt (Frauenselbsthilfe Krebs Ernstthal) leitet die Gruppe bereits seit 20 Jahren und hilft Mitbetroffenen in vielfältiger Weise.

Gudrun Mack (Selbsthilfegruppe „gesund und vital“) gründete 2003 die Gruppe und leitet sie seitdem mit großem Engagement. 2005 wurde wegen der großen Resonanz eine zweite Gruppe gegründet, die sie ebenfalls federführend prägt.

Petra Mäder (Frauenselbsthilfe Krebs Sonneberg) ist seit 2011 Mitglied der Gruppe und seit zehn Jahren für die Finanzen der Gruppe verantwortlich. Sie besucht regelmäßig Schulungen und Seminare, um immer auf dem aktuellen Stand zu sein, und bereichert das Gruppenleben stets durch praktische Ideen sowie durch ihre Bastel- und Deko-Können.

Horst Meyer (Schlafapnoe) ist Mitbegründer der Gruppe und übernahm 2001 auch deren Organisation. Der enge Kontakt zur Nachbar-Gruppe in Coburg ist ebenfalls sein Verdienst. Darüber hinaus war er Schatzmeister des Bundesverbandes Schlafapnoe, den er mitgründete. 2006 war er Mitbegründer des Landesverbandes Thüringen. Er organisierte große, themenbezogene Aktionstage über Schlafstörungen mit Spitzen-Schlafwissenschaftlern und Schlafmedizinern. Er führte Maskenschulungen in anderen Gruppen durch und hielt Vorträge über Schlafstörungen und ihre Auswirkungen. Mit seinen vielfältigen Aktivitäten hat er vielen Menschen mehr Lebensqualität ermöglicht.

Bodo Schmidt (Freundeskreis Sonneberg) hat die Gruppe 2008 gegründet und leitet diese seitdem mit großem persönlichem Einsatz. Neben dem Gruppenleben organisiert er auch Präventionstage an Schulen und Theaterveranstaltungen. Er hat den Garten der Begegnung auf der Wehd angeregt und eingerichtet und zu einem besonderen Treffpunkt für viele Menschen gemacht. Ein besonderes Anliegen ist ihm die alljährliche Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien, die er seit Jahren begleitet. Auch bei Aktions- und Selbsthilfetagen der Kontaktstelle kann man sich auf seine Mitarbeit immer verlassen.

Heidemarie Wöhner (Erkrankungen der Wirbelsäule) leitet die Gruppe seit 2004 und organisiert das Gruppenleben seitdem in vielfältiger Weise. Sie trägt mit dazu bei, dass den Mitgliedern das Leben mit der Erkrankung leichter gemacht wird.

Karin Zwilling (Fibromyalgie) ist Gründungsmitglied der Gruppe, die seit 23 Jahren besteht und in der sie immer mehr eine aktive Stütze wurde.

Aus der Geschichte der Selbsthilfekontaktstelle

Anfang 1994 wurde nach längerer Vorbereitung die Selbsthilfekontaktstelle unter der Federführung von Hannelore Greußel gegründet. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten im Landkreis Sonneberg schon sechs Selbsthilfegruppen, drei davon – Depressionen, Frauenselbsthilfe Krebs Sonneberg und Sucht – bereits seit 1989. Unterstützt wurde die Gründung durch den damaligen Landrat Reiner Sesselmann, den Amtsarzt Dr. Herbert Schickedanz, die Stadt Sonneberg und das Thüringer Selbsthilfeplenum.

Die erste Selbsthilfegruppe, die zusammen mit der neuen Kontaktstelle gegründet wurde, war die Diabetiker-Gruppe, die mit einer kleinen Unterbrechung auch heute noch arbeitet und über 30 Mitglieder hat. Im gleichen Jahr gründete sich das „Blaue Kreuz“. Durch Veröffentlichungen in der Presse und das Erscheinen der ersten Selbsthilfebroschüre wurde die breite Öffentlichkeit für das Thema Selbsthilfe sensibilisiert. Im November 2002 veranstaltete die Kontaktstelle dann ihren ersten Selbsthilfetag im Krankenhaus Sonneberg. Zwölf der mittlerweile 40 Gruppen stellten sich erstmalig der Öffentlichkeit vor. Der Tag war ein großer Publikumserfolg.

Als 2003 die Forderung von Patienten kam, in Sonneberg ein Dialysezentrum zu etablieren, um den Erkrankten eine ortsnahe Dialyse zu ermöglichen, gab die Selbsthilfegruppe „Dialysepatienten“ den Anstoß zu vielen Diskussionen und Verhandlungen auf breiter Ebene. Auch dank dieses Einsatzes wurde 2010 das KfH Nierenzentrum eröffnet, das seitdem viele Patienten versorgt. Dies ist ein gutes Beispiel, was aktive Selbsthilfearbeit bewirken kann. In den folgenden Jahren gründeten sich immer neue Selbsthilfegruppen zu den unterschiedlichsten krankheitsspezifischen und sozialen Themen, die durch die Kontaktstelle im Landratsamt aktiv unterstützt wurden.

Als Hannelore Greußel 2008 in den verdienten Ruhestand ging, übernahm Petra Beyer die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen und führte sie mit dem gleichen Engagement fort. Ein echter Meilenstein war die Aufnahme der Koordination und Unterstützung von Selbsthilfegruppen in den Katalog der gesetzlichen Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Thüringen im Jahr 2018. Die Arbeit der Kontakthilfestelle wurde damit von einer freiwilligen zu einer pflichtigen Aufgabe der Kreisverwaltung.

Natürlich lösen sich auch Gruppen aus verschiedenen Gründen auf, darunter aus Alters- oder Krankheitsgründen. Auch die Umstände der Corona-Pandemie führten von 2020 bis Ende 2022 zur Auflösung von zehn Gruppen. In dieser Zeit wurden aber auch neue Gruppen gegründet, da sich immer wieder Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen oder Erkrankungen zusammenfinden, um den Weg der Selbsthilfe gemeinsam zu beschreiten und sich in besonderen Situationen gegenseitig zu helfen. So wurde im November 2023 eine Gruppe für jüngere Menschen mit Depressionen gegründet. In Gründung befinden sich derzeit eine neue Gruppe für Bauchspeicheldrüsenerkrankte, eine Gruppe für Eltern mit Kindern mit Handicap und eine Gruppe für multiple Sklerose-Erkrankte in der Gemeinde Frankenblick.

Über die Jahre hinweg waren unsere Gruppen auch in der Öffentlichkeitsarbeit sehr aktiv. Sie bereicherten Selbsthilfetage der Kontaktstelle, Tage der offenen Tür des Landratsamtes aber auch Selbsthilfetage außerhalb des Landkreises. Die Kontaktstelle und die Gruppen veranstalteten Aktionstage und machten mit verschiedenen Ausstellungen im Landratsamt, Buchlesungen in der Stadtbibliothek, Patientenforen, Plakataktionen, Flyern und Broschüren die Bürger des Landkreises auf die verschiedensten Krankheitsbilder und den Selbsthilfebereich aufmerksam.

Diese umfangreiche ehrenamtliche Arbeit blieb nicht im Verborgenen. So wurden Christa Heinlein (Krebsgruppe Sonneberg, leider schon verstorben) und Horst Meyer (Schlafapnoe) mit der Thüringer Rose ausgezeichnet. Harry Dorst (ILCO, leider schon verstorben) wurde die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik verliehen. Christa Fölsche (Morbus Crohn/colitis ulcerosa) erhielt den Ehrenbrief des Freistaates Thüringen und die Verdienstmedaille des Landkreises. Christa Lieberman (Sucht) wurde mit dem Thüringer Ehrenamtszertifikat ausgezeichnet. Gerhard Sittig (Leukämie und Leukämieverein, leider schon leider verstorben) erhielt den Selbsthilfepreis der DAK und Margot Eckert (Blindenverband/SHG Blinde und Sehbehinderte) wurde 2023 der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Verschiedene andere Auszeichnungen von Krankenkassen und Institutionen ließen sich in einer langen Reihe fortsetzen.